Verein zur Hagelabwehr stellte seine Arbeit vor

Markus DuweMit Schrecken denken wir alle an den 28. Juli 2013 zurück, als der gewaltige Hagelsturm auch unsere Gemeinde mit voller Wucht getroffen hat. Um das Risiko solcher Hagelereignisse in Zukunft zu lindern, gründete sich Ende Juli dieses Jahres der „Verein zur Hagelabwehr im Landkreis Reutlingen“. Am vergangenen Mittwoch stellte die Vereinsvorsitzende und Reutlinger CDU-Stadträtin Gabriele Gaiser den Verein und seine Ziele auf Einladung der Freien Wähler Vereinigung im Eninger Sportheim auf der Wenige vor.

„Wir können den Hagel künftig nicht vermeiden, aber wir können es schaffen, die Hagelkörner so klein wie möglich zu halten“, sagte Gaiser, die einige ihrer Vorstandskollegen gleich mit unter die Achalm gebracht hatte. Einen eigenen Hagelflieger nur für den Landkreis Reutlingen gibt es noch nicht, seit kurzem ist aber auf dem Fluggelände in Donaueschingen eine Maschine stationiert, die gemeinsam mit dem Hagelfliegerverein Schwarzwald-Baar auch bei uns eingesetzt wird. Dies soll aber keine Dauerlösung bleiben. In den kommenden Jahren soll es dank Mitgliedsbeiträgen und Spenden möglich sein, einen eigenen Hagelflieger nur für den Raum Reutlingen in die Luft steigen zu lassen. Klar, dass dies mit enormen Kosten verbunden ist. Im kommenden Jahr wird der Landkreis zunächst weiterhin von der Baar aus angeflogen. Allein die Hagelfliegersaison von Anfang Mai bis Ende September verschlingt 2015 zwischen 130.000 und 150.000 Euro, wie die Vereinsfunktionäre vorrechneten.

Besonders eindrucksvoll war auch der Vortrag von Berufspilot Markus Duwe, der für die Hagelabwehr Südwest arbeitet. Bekommt der Pilot den Einsatzbefehl vom Deutschen Wetteramt in Karlsruhe, dann muss schnell gehandelt werden. Duwe fliegt mit seiner speziell umgebauten Maschine vor der Gewitterwolke her und versprüht einen Staub aus Silberjodid, der zur Kondensation und damit zur Minimierung der Hagelkörner führt. Ein nicht ganz ungefährlicher, aber für unsere Region enorm wichtiger Job. Ein Thema, das auch an diesem Abend im Sportheim diskutiert wurde, ist der fehlende wissenschaftliche Nachweis. Doch Vergleichswerte aus anderen Regionen, etwa dem Landkreis Rems-Murr, wo seit vielen Jahren Hagelabwehr betrieben wird, sprechen eine eindeutige Sprache. „In den Gebieten wo seit Jahren Hagelflieger im Einsatz sind, gab es keine größeren Hagelunwetter mehr“, stellte Gabriele Gaiser fest.

Die Vereinsvertreter und Experten klärten im Anschluss ein weiteres Missverständnis auf. Oft werde eine Umweltschädlichkeit durch das Silberjodid in der Öffentlichkeit kolportiert. Die Menge an Silberjodid sei aber so gering, dass auch nach Boden- und Wasserproben in anderen Einsatzgebieten keinerlei Rückstände des chemischen Stoffes nachgewiesen werden konnten.

Im Anschluss an den rund einstündigen Vortrag nutzten die rund 40 Interessierten die Gelegenheit, um mit den Referenten zu Diskutieren und ins Gespräch zu kommen. Ein weiteres Missverständnis konnte ebenfalls ausgeräumt werden. Die Gewitterzelle werde nicht verschoben, sondern an Ort und Stelle geimpft und im besten Falle zum Abregnen gebracht“, stellte Rainer Schopf, ebenfalls Berufspilot und Spezialist für die Hagelabwehr, klar.

Nach einem spannenden Vortrag und einer lebhaften Diskussion wurde deutlich, wie wichtig und wertvoll die Arbeit des Hagelfliegervereins Reutlingen ist. Die Freien Wähler Eningen sind ebenso bereits Mitglied, wie auch der Landkreis selbst und rund 500 andere Privatpersonen, Kommunen oder Unternehmen.